26.5 Stunden/Woche
Vergleich: Arbeitszeiten der Lehrer/innen nach Bundesländern 04.11.2009, 11:11
Für Lehrer/innen wird die Arbeitszeit in "gehaltene Unterrichtsstunden pro Woche" gemessen. Die Pflichtstundenzahl unterscheidet sich dabei von Bundesland zu Bundesland. An der Spitze liegt Mecklenburg-Vorpommern (27.1 Stunden), das Schlusslicht bildet Sachsen-Anhalt mit 25 Stunden.
“Pflichtstundenzahl” - Arbeitszeiten von Lehrer/innen
Lehrer/innen müssen außerhalb der Ferien eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden abhalten. Diese Zahlen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland und hängen von der Schulform ab (an Gymnasien muss weniger unterrichtet werden als an Grund- und Hauptschulen, Beispiel Baden-Württemberg: Gymnasium 25 Stunden, Grundschulen: bis 28 Stunden/Woche).
In der Regel können Lehrer/innen ihr “Deputat” (d.h. ihre Unterrichtsverpflichtung) relativ frei bestimmen. Dazu stellen Sie (nach Absprache mit der Schulleitung) vor Ablauf eines Schuljahres einen entsprechenden Antrag und geben an, wie hoch ihr Deputat im nächsten Schuljahr sein soll. Aus diesem Grund ist der Lehrerinnen-Beruf gerade für Eltern hoch interessant; viele frische Mütter steigen erst mal acht Stunden pro Woche wieder ein. In einigen Bundesländern wird diese Freiheit reglementiert: Wenn ein Über- oder Unterangebot an Lehrkräften herrscht, werden bestimmte Deputatsansprüche nicht genehmigt.
In Deutschland bedeutet ein Volldeputat im Durchschnitt (über alle Schulformen) 26.5 Unterrichtsstunden (s.a. Lehrerfreund 19.10.2008: Lehrer-Arbeitszeit im internationalen Vergleich).
Sind 26 Stunden Unterricht viel oder wenig?
In der Diskussion erhitzen sich die Gemüter, denn 26 (45-Minuten-)Stunden und 13 Wochen Ferien klingt nach einer wirklich entspannten Situation. Allerdings kommt zu den Unterrichtsstunden (je nach Fach und Schulform) ein nicht unerheblicher zeitlicher Aufwand dazu: Unterrichtsvorbereitung/-nachbereitung, Konferenz, Elterngespräche, Korrekturen usw., so dass Lehrer/innen mit Volldputat im Jahresschnitt nicht weniger Arbeitsstunden aufwenden als andere Personen (siehe Beitrag Lehrer arbeiten 51 Stunden die Woche und Kommentare #2 und #6 dazu). Ebenfalls nicht zu vergessen ist dabei, dass Unterrichten ein hochgradig anstrengendes Geschäft ist: Das disziplinierende Zentrum von 30 (manchmal: unwilligen) Personen zu bilden stellt einen hohen energetischen Aufwand dar.
Viele Lehrer/innen reduzieren deshalb ihr Deputat, um ihre Belastung zu reduzieren. Dafür bekommen sie natürlich weniger Geld.
Arbeitszeit von Lehrer/innen im Bundesländer-Vergleich
Die GEW Hessen hat anlässlich des geplanten Lehrer/innen-Streiks am 17.11.2009 eine Tabelle über die Volldeputate der einzelnen Bundesländer zusammengestellt, die wir hier mit freundlicher Genehmigung abbilden (aus: Präsentation Pressekonferenz 22.09.2009 (pdf)):
Durchschnitt | Rang | |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 26.2 | 11 |
Bayern | 26.8 | 4 |
Berlin | 26.8 | 4 |
Brandenburg | 26.5 | 6 |
Bremen | 26.5 | 6 |
Hamburg | 25.4 | 14 |
Hessen | 27 | 2 |
Mecklenburg-Vorpommern | 27.1 | 1 |
Niedersachsen | 26.2 | 11 |
Nordrhein-Westfalen | 26.9 | 3 |
Rheinland-Pfalz | 26.1 | 13 |
Saarland | 26.5 | 6 |
Sachsen | 26.5 | 6 |
Sachsen-Anhalt | 25 | 16 |
Schleswig-Holstein | 26.4 | 10 |
Thüringen | 25.4 | 15 |
Quelle: KMK, Berechnungen der GEW Hessen |
Bei der Lektüre der Tabelle sollte berücksichtigt werden:
- Zwei Stunden Unterschied ist mehr, als man denkt. In einem Nebenfach bedeutet das: eine Klasse mehr - mit allem, was so dranhängt: 30 zusätzliche Schüler/innen; Vorbereitung; Konferenzen; Korrekturen; Eltern; Geben, Berechnen und Verwalten der Noten usw. Zwei Deputatsstunden bedeuten auf das Jahr gerechnet mindestens 130 Arbeitsstunden (= Zeitstunden) mehr Arbeit.
- Die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. In vielen westlichen Bundesländern werden Lehrer/innen grundsätzlich verbeamtet, neben der erfreulichen Jobsicherheit haben sie dadurch auch mehr auf dem Konto. In einigen Bundesländern (v.a. im Südwesten der BRD: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen) sind viele öffentliche Schulen besser mit Sach- und Geldmitteln ausgestattet als im Norden und Osten Deutschlands, wo Lehrer/innen teilweise ihre Kopien für den Unterricht selbst bezahlen.
Die Bildungsminister/innen der Länder regulieren ihre Finanzen, indem Sie die Deputate für Lehrer/innen in regelmäßigen Abständen anheben, was regelmäßig zu lautstarken Protesten der Lehrer/innen führt. Neuerdings wird auch das Streiken für Beamte und Beamtinnen gesellschaftsfähig - was die Diskussion um die Höhe der Volldeputate durchaus dynamisieren dürfte.