Schreiber
Der Spickmich-Test 09.03.2008, 21:40
Ein Schreiber der Bürgerzeitung Köln hat sich nach seinem zehnjährigen Abitreffen auf Spickmich ("eine Art Mega-Abizeitung für Mittelstufenschüler") seine früheren Lehrer/innen angesehen und gelangt zu interessanten Erkenntnissen.
Wenn über Spickmich diskutiert wird, fliegen meistens die Fetzen: Die (meisten) Lehrer/innen sind stinksauer und dagegen, Schüler/innen finden es spitze. Und die Übrigen freuen sich, dass die privilegierten Lehrer/innen auch mal eine abkriegen. Kurz: Niemand ist in dieser Angelegenheit neutral.
Doch da gibt es die Person “keinudol”, der für die Bürgerzeitung Köln schreibt. Sein Abitur ist zehn Jahre vergangen, und er hat sich auf dem Portal mal seine früheren Lehrer/innen angesehen. Dabei kommt er in dem wirklich lesenswerten Artikel “Ein spickmich.de-Test” zu Erkenntnissen, die in dieser Form eine differenzierte Perspektive auf “Spickmich” eröffnen:
Erstens: Beliebte Lehrer/innen werden grundsätzlich besser benotet
Popularität macht noch keine/n “gute/n” Lehrer/in. Nehmen wir das Beispiel der beiden Mathelehrer: Der beliebtere der beiden gibt "äußerst faire" Noten, lässt bei schwierigen Aufgaben in einer Klassenarbeit schon während der Arbeit einen Teil des Lösungsansatzes raus und bewertet vor allem im mündlichen Bereich ziemlich gut. Der unbeliebtere dagegen bewertet seltene (aber richtige) Antworten besser als die Schüler/innen, die sich dauernd melden und nur mittelmäßig daherreden. keinudol betont nun, dass beim unpopuläreren der beiden Lehrer offensichtlich wesentlich mehr gelernt wurde:
Mit zehnjährigen Abstand weiß ich nun, dass die Schüler aus dem LK des unpopulären Mathe-Lehrers im späteren Studium in mathematischen Fächern kein Umstellungsprobleme hatten, was wirklich eher ungewöhnlich ist. Bei den Absolventen aus dem LK des populären Mathelehrers hingegen klagten praktisch alle über die schwierigen Anforderungen zu Beginn eines Mathe-, Physik-, Chemie-, Maschinenbau oder VWL-Studiums.
Hier sehen wir ein Problem, das grundsätzlich nichts mit Spickmich zu tun hat: Ein beliebter Lehrer bekommt durchweg bessere Noten - auch wenn er sie gar nicht verdient hat. Es handelt sich um den klassischen Halo-Effekt: Der Gesamteindrucks beeinflusst die Beurteilung aller Leistungsbereiche. Ein Problem, mit dem auch Lehrer/innen beim Benoten und Korrigieren schwer zu kämpfen haben.
Zweitens: Auf Spickmich gibt es auch differenzierte Benotungen.
Der Autor des Erfahrungsberichts überprüft die Kategorien ‘gut vorbereitet’, ‘fair’, ‘menschlich’, ‘gerecht’ und ‘guter Unterricht’ hinsichtlich der pädagogischen Qualität und kommt zum Schluss, dass es “stellenweise recht ausdifferenzierte Benotungen [gibt ...] Das sollte durchaus positiv hervorgehoben werden.” Und da hat er sicher Recht. Das ist auch genau der Punkt, den die Spickmich-Macher in ihren Argumentationen stets hervorheben: Hier werden Lehrer/innen sinnvoll bewertet.
Drittens: In der Pubertät gibt es nur wenig gute Lehrer/innen.
Bei den Kategorien ‘beliebt’ und ‘Coolness’ ist der Autor darüber erstaunt, dass einige Lehrer/innen so schlecht abschneiden - obwohl sie doch zehn Jahre zuvor zu den eher beliebteren zählten. Seine Erklärung: Die Lehrer/innen, die in einer spätpubertären Klasse (also Klasse 9 und Klasse 10) Klassenlehrer/in waren, haben einen ordentlichen Malus bekiommen. Was natürlich mit ihrer Leistung als Lehrer/in nichts zu tun hat.
Viertens: Missbräuchliche Bewertungen sind gar nicht schwer.
Der Autor des Berichts hat - wenn man seinen Ausführungen glauben darf - die Bewertungsfunktion exzessiv ausprobiert. Dabei ist ihm aufgefallen, dass noch nicht bewertete Lehrer/innen leicht in die eine oder andere Richtung gepusht werden können (”... habe ich einen verstorbenen ehemaligen Lehrer kurzzeitig an die Spitze katapultiert ...”), während vorhandene Bewertungen schwer zu ändern sind (was sicher auch von der Anzahl der Bewertungen abhängt). Das ist alles etwas unklar.
Fazit
Es wirkt so, als wäre der Autor “keinudol” tatsächlich relativ unvoreingenommen an Spickmich herangetreten. Obwohl er auch positive Aspekte sieht, überwiegen nach seinem Test die negativen. Und so bringt er es am Ende seines Artikels auf den Punkt: