Schweiz
Alkoholkonsum von Jugendlichen und Kindern in Zahlen 06.06.2007, 11:23
Schweiz: Zwei Sechstklässler (!) haben sich während des Unterrichts derartig betrunken, dass die Ambulanz gerufen werden musste. Anlass für eine Sammlung von statistischen Daten zu den Gewohnheiten des Alkoholkonsums bei Jugendlichen und Kindern.
Wir kennen inzwischen alle den Begriff “Komasaufen” und die Verbreitung dieser schwachsinnigen Angewohnheit unter Jugendlichen - so wurden im März einige erstaunliche Fälle publik. Der Medienhype wurde ausgelöst durch den Tod eines 16-Jährigen, der sich mit Tequila an die 5-Promille-Grenze herangetrunken hatte und nach einigen Wochen im Koma gestorben war. Seitdem reißt die Zahl der Meldungen nicht mehr ab, die neueste: Zwei Sechstklässler saufen sich in der Schweiz während des Unterrichts mithilfe ihrer wodkabefüllten Trinkflaschen “spitalreif”. Die Lehrerin dachte zuerst, die beiden hätten einen Sonnenstich.
Einige interessante statistische Daten:
Alle Hervorhebungen vom Lehrerfreund.
Regelmäßiger Alkoholkonsum finden wir im Bundesschnitt bei 2,4 % der 11-jährigen Jungen und bei lediglich 0,6 % der Mädchen dieses Alters. Wie beim Rauchen vollzieht sich zwischen dem 11. und dem 13. Lebensjahr die Initiation des Alkoholkonsums, so dass bei den 13-Jährigen bereits 11,3 % der Jungen und 8,5 % der Mädchen regelmäßig trinken. Unter den 15-Jährigen finden wir dann bei 37 % der Jungen und bei knapp ¼ der Mädchen regelmäßigen Alkoholkonsum. Die Zahlen sind erschreckend hoch, drücken sie doch den Alkoholkonsum derer aus, die nach dem Jugendschutzgesetz noch keinen Alkohol erwerben dürfen und diesen eigentlich in der Öffentlichkeit auch nicht konsumieren dürfen.
Das beliebteste alkoholoische Getränke ist Bier - noch vor Alcopops: Während 14% der Jungen und 8% der Mädchen regelmäßig Bier trinken, sind es bei Alcopops nur 11% bei den Jungen und 7% bei den Mädchen (M. Richter, K. Hurrelmann: Jugend und Drogen – Eine Studie zum wachsenden Bedarf an jungenspezifischer Suchtprävention. In: Blickpunkt Der Mann 2/2004, S. 8).
Der Geschäftsführer des Blauen Kreuzes, Hermann Hägerbäumer, äußert sich über den Erstkonsum von Alkohol im Alter von 11 bis 12 Jahren. Dabei findet eine interessante Entwicklung statt: Die bis zu 14-Jährigen trinken heimlich Alkohol, dann wird es bis zum Alter von 17 Jahren wieder weniger; in diesem Alter beginnen die Jugendlichen mit heftigerem Konsum bis hin zum Komasaufen.
Es ist nicht so, dass Jugendliche heute viel früher mit dem Trinken anfangen. Das Einstiegsalter lag immer schon bei etwa zwölf Jahren. Besorgnis erregend ist allerdings, dass die Zahl der Kinder zunimmt, die Alkohol konsumieren. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liegt der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die regelmäßig einmal pro Woche 35,7 Gramm reinen Alkohol trinken, bei 18 Prozent.
Interview mit dem Geschäftsführer des Blauen Kreuzes, Hermann Hägerbäumer, 23.03.2007
Auch in der Schweiz nimmt der Alkoholkonsum stark zu:
Mehr als 50 Prozent der befragten 13-Jährigen gaben 2007 an, im letzten Monat Alkohol getrunken zu haben.
Und über 28 Prozent der 15-jährigen Knaben waren schon mehr als zweimal im Leben richtig betrunken.
Blick online 05.06.2007: Schulpräsident Rüegg und die jungen Trinker
Interessant zu lesen sind auch die Kommentare Jugendlicher, die im Rahmen der Umfrage Jugend und Alkoholkonsum, A-Connect e.V. abgegeben wurden, z.B.
“Alkohol sollte ab 14 Jahren frei erhältlich sein. Jeder sollte selbst wissen, was er verträgt. Es gibt Kerle, die nach einem Sixpack kotzen, denen sollte man alles verbieten.”
Ausführlicher Antworten Jugendlicher zur Umfrage von A-Connect e.V.
“Ich finde, es wird allgemein zuviel Alkohol getrunken, vor allem von Jugendlichen. Bei uns gibt es eigentlich keine Fete und kein Wochenende ohne Alkohol.”
Ausführlicher Antworten Jugendlicher zur Umfrage von A-Connect e.V.
“Zur Zeit behandeln wir in der Schule das Thema Alkoholsucht in Ethik (unsere Lehrerin besucht eine AA-Gruppe) und somit ist es spannend auch mal etwas von ihrer Seite zu hören. Letzte Woche war ein AA Freund in der Schule und hat uns seine Geschichte erzählt. Außerdem lesen wir das Buch von Horst Zocker. Ich finde solche Projekte sollte man häufiger in Schulen ausführlich behandeln. Nun hoffe ich noch auf eurer Homepage etwas Infomaterial für meine Mappe zu finden, die wir als 2. Arbeit abgeben müssen. Macht weiter, aber ich finde etwas mehr Jugendarbeit könnte nichts schaden (um Stil von Witzig und trotzdem ansprechend)”
Ausführlicher Antworten Jugendlicher zur Umfrage von A-Connect e.V.