Scientology
Scientology im Nachhilfemarkt aktiv 06.05.2006, 10:06
Die Scientology-Organisation unterhält diverse Nachhilfe-Institute und Bildungseinrichtungen. Eine kleine Warnung an Eltern kann nicht schaden, da die Scientology-Organisation aus unserer schönen Frühlingswelt einen totalitären Science-Fiction-Insektenstaat machen möchte.
Das Kultusministerium Bayern weist auf die Aktivitäten der Scientology-Organisation (Verfassungsschutz-Slang: “SO”) im Nachhilfe- und Bildungsmarkt hin und hat eine - nicht besonders differenzierte - “Kriterienliste, die Eltern bei der Auswahl seriöser Anbieter helfen soll” veröffentlicht (PDF). Konkrete Einrichtungen werden leider nur zwei beim Namen genannt:
Kultusministerium Bayern: Scientology: Aktivitäten auf dem Nachhilfe- und Bildungsmarkt (ohne Datum)
Was zur Hölle will die Scientology-Kirche mit NachhilfeschülerInnen?!
Die Scientology-Organisation möchte sämtliche Gehirne waschen, alle Regierungen infiltrieren, die Weltherrschaft erlangen und “aberrierte” Individuen wie Den Lehrerfreund, die sich nicht der SO-Ideologie unterwerfen wollen, unter “Quarantäne” stellen. Satan! Satan!
Das alles liest sich wie die paranoide Erfindung eines neurotischen C-Roman-Autors, steht aber tatsächlich im Verfassungsschutzbericht Bayern 2005 (pdf, v.a. Kap. 6). Scientology bekommt dort neben (man beachte die Reihenfolge) “Extremistische und sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern”, “Rechtsextremismus” und “Linksextremismus” ein eigenes Kapitel (!).
Zur Infiltration selbstständiger Geister bietet sich der Bildungsmarkt natürlich besonders an:
Wie auch im Vorjahr war einer der Schwerpunkte der Expansionsstrategie der SO ihr Bestreben, in ihrem angeblichen Kampf gegen die Bildungsmisere und den Analphabetismus die Studiertechnologie Hubbards in der Gesellschaft zu etablieren. Mit der Studiertechnologie, die auch über Nachhilfegruppen weitergegeben werden soll, will die SO unerkannt die Lehren Hubbards verbreiten.
Verfassungsschutz Bayern: Bericht über das 1. Halbjahr 2005 (pdf), S. 53
Hat die Scientology-Organisation denn gute didaktische Ansätze?
Nun. Befasst man sich mit den didaktischen Prinzipien, die - wie der Rest der “Religion” auch - als Maß der Dinge verkauft werden und seit Jahrzehnten innerhalb der Organsiation als unabänderlich und ewige Wahrheit gelten, so kann man sich an einer diffusen Mischung aus Klafki, dem Berliner Modell und einem Schüsschen Handlungsorientierung erfreuen (wobei der Kram für 1951 (?) allerdings erstaunlich modern ist). Jede ReferendarIn kann nach der dritten Zeile mitbeten mitsprechen:
Wenn man ein Fach so effektiv wie möglich unterrichten will, dann sollte man folgendermaßen vorgehen:
1. Präsentieren Sie das Fach in seiner interessantesten Form.
a) Demonstrieren Sie seinen allgemeinen Nutzen im Leben.
b) Demonstrieren Sie seinen spezifischen Nutzen im Leben des Schülers. [... usw. usf.]
Aber vielleicht ist die SO ja auch gar nicht so böse?
Hoho. Diese Überschrift war nur ein billiger rhetorischer Trick, um noch etwas aus dem Verfassungsschutzbericht zitieren zu können. Liest sich wirklich speziell:
Mit der Entwicklung seiner totalitären „Admintech“, die in elf Bänden niedergelegt ist, hat sich Hubbard ein sozialtechnisches Instrumentarium geschaffen, um sich Gruppen gefügig zu machen. Es soll eine ausschließlich nach scientologischen Richtlinien funktionierende Welt geschaffen werden. Eine neue „wahre Demokratie“soll an die Stelle der bisherigen Demokratien treten, die Scientologen als Produkt einer „aberrierten“, d.h. von der Vernunft abweichenden, geisteskranken Gesellschaft ansehen. Alle gesellschaftlichen Probleme sollen dadurch gelöst werden, dass zunächst 10 bis 15% der politischen Meinungsführer, dann 80 bis 98% der Bevölkerung „geklärt“ werden und die Gesellschaft schließlich nur noch aus den so genannten „Nichtaberrierten“, den „Clears“, besteht, wobei die „Unfähigen“ oder „Unwilligen“ nach Hubbard „abseits der Gesellschaft in Quarantäne“ geschafft werden können. Gleichzeitig soll die „Admintech“weltweit zur Organisation aller gesellschaftlichen Gruppen und der Regierungen eingesetzt werden.
[...]
Die SO lehnt die bestehenden Rechtsordnungen ab. Der Kreis der Rechtsträger wird auf die „Ehrlichen“ beschränkt, also nur auf diejenigen, die sich der SO verschrieben haben. Im bereits 1959 erschienenen „Handbuch des Rechts“ äußert sich L.Ron Hubbard zur Funktion des scientologischen Rechtssystems. Danach wird es im scientologischen Gesellschaftssystem keine Menschen- und Grundrechte mehr geben, wie sie im Grundgesetz definiert sind. Im scientologischen Rechtssystem sind auch keine unabhängigen Gerichte vorgesehen. Vielmehr erforscht ein nicht an Recht und Gesetz gebundener Nachrichtendienst (vgl. auch Nummer 3.2.5 dieses Abschnitts) Sachverhalte und ergreift Maßnahmen.
[...]
In einem Grundlagenwerk fordert Hubbard „totale Disziplin“. Um die Macht zu behalten - so offenbar der Gedanke von Hubbard in seinem Werk „Einführung in die Ethik der Scientology“- müsse man kaltblütig, skrupellos, hemmungslos, gegebenenfalls auch heimtückisch, hinterlistig und mit Gewalt gegen die eigenen Feinde vorgehen, ansonsten werde man die Macht verlieren. Die im „Handbuch des Rechts“ empfohlenen Operationen zur „Abwehr“ von „Unterdrückern“lassen erkennen, dass die SO gewillt ist, die im Grundgesetz konkretisierten Grundrechte abzuschaffen oder deren Schutzbereich verfassungswidrig einzuschränken und dadurch eine totale Kontrolle des Einzelnen durch die SO zu erreichen.
[...]
Personen, die berechtigte Kritik üben, sollen mit schikanösen bis diffamierenden Attacken als „Feinde“ bekämpft werden. Ziel ist es dabei, die Gegner der SO, die als „unterdrückerische Personen“ bezeichnet werden, mundtot zu machen, um die Expansion des Systems nicht von ihnen gefährden zu lassen. Kritiker werden wegen ihrer Gegnerschaft zur SO diffamiert, öffentlich bloßgestellt, angezeigt und verklagt, bisweilen bedroht, belästigt und zur Zermürbung auch psychisch gequält. In einer nach wie vor gültigen Führungsanweisung Hubbards zum Umgang mit „Unterdrückern“ von 1966 heißt es dazu:
„Leute, die Scientology angreifen sind Verbrecher.“
„Wenn man Scientology angreift, wird man auf Verbrechen hin untersucht.“
„Man ist sicher, wenn man Scientology nicht angreift, auch wenn man nicht auf ihrer Seite ist.“
In den USA scheuen sich daher manche Medien, offen gegen Scientology Stellung zu nehmen.
Na - zu denen schicken wir unsere Kinder nicht in Nachhilfe.
Info gefunden im Newsletter “Lehren und Lernen mit Neuen Medien”.