Zweischneidig
»Schulengel« - Durch Online-Einkäufe die eigene Schule unterstützen? 21.04.2009, 13:34
"Schulengel" funktioniert so: Bei jedem Einkauf in bestimmten Partnershops (amazon, Die Bahn usw.) erhält eine von Ihnen ausgewählte Bildungseinrichtung ca. 5% Provision vom Einkaufswert. Eine zweischneidige Angelegenheit: Neben der Unterstützung einer Bildungseinrichtung wird gezielt die Privatisierung des Bildungswesens befördert. Wer das will, sollte sich schleunigst anmelden.
Das Schulengel-Konzept
Schulengel wurde nach eigenen Aussagen als “Fundraising-Portal” im Oktober 2008 von einigen Eltern gegründet, die der Bildungsmisere auf eigene Faust entgegentreten wollten.
Bei der Registrierung auf schulengel.de gibt man die zu unterstützende Schule, Kita o.ä. an. Allerdings sind deutschlandweit erst rund 200 Schulen und 50 Kindergärten erfasst, so dass man die bevorzugte Bildungseinrichtung erst vorschlagen muss.
Die ausgewählte Bildungseinrichtung (bzw. der zugehörige Förderverein) erhält fortan bei jedem Einkauf in Partnershops durchschnittlich 5% Prozent Provision; der Preis für die Einkäufer/in erhöht sich dabei nicht. Mehr als 100 Partnershops wie amazon.de, myToys, Douglas, Quelle, Tchibo, Arcor, T-Mobile, Sixt, Libri, Otto, buecher.de, buch.de usw. sind im Boot.
Rechnet sich das Konzept?
Für die Shops bedeutet das Image- und Umsatzsteigerung, für die Schulen oder Kindergärten Zusatzeinnahmen - eine Win-Win-Situation?
Fundraising funktioniert natürlich nur dann, wenn genügend Leute mitmachen. Der Gründerin Tara Cain ist zuzustimmen, wenn sie z.B. für das Weihnachtsgeschäft konstatiert:
„Schätzungen zufolge wird das Volumen des Online-Weihnachtsgeschäftes in diesem Jahr etwa 5 Millarden Euro betragen. Ein großer Teil dieser Summe wird über die Shops umgesetzt, die bereits Partner von Schulengel sind. [...] Damit liegen wahrscheinlich 100 Mio. Euro auf der ‘virtuellen Straße’. Jeder kann mitmachen, dieses Geld für seine Schule aufzuheben.“
Die Idee ist gerade für den unterfinanzierten Bildungssektor apart; deshalb gibt es auch schon Nachahmer. Vor wenigen Wochen ging der Bildungsspender online.
Gezielte Förderung der Privatisierungstendenzen im Bildungssektor?
Lehrer-Online pusht das Konzept mit Verweis auf die chronische Geldnot von Bildungseinrichtungen. Man müsse die Einstellung, dass Bildung eine Staatsangelegenheit sei, überwinden; Lehrer/innen, Eltern, Schulen müssten selbst auf Akquise gehen.
Veraltete Schulbücher oder fehlende Geräte im Sport- und EDV-Unterricht? - Das neue Online-Fundraisingprojekt Schulengel bietet [...] die Möglichkeit die Ausstattung ihrer Schule selbst in die Hand zu nehmen [...]
Lehrer Online 21.04.2009: Mehr Geld für Bildung - mit einem Klick!
Das klingt plausibel. Ein paranoider Geist könnte jedoch nachschauen, wer hinter dem Betrieb des Schulengels steckt. Und siehe da: Es ist die Phorms Management AG, Homepage, deren Unternehmenszweck im “Aufbau und Betreiben von bilingualen Schulen im gesamten Bundesgebiet” besteht. Selbstverständlich hat dieses Unternehmen ein massives Interesse daran, die Privatisierung des Schul- und Bildungswesens zu fördern. Eine Einrichtung wie der “Schulengel” ist dabei natürlich sehr hilfreich, denn sie befördert die von Lehrer-Online dargestellte Denkrichtung.
Fazit: Wer sollte Schulengel benutzen?
Damit ist die Nutzung von Schulengel ein politisches Statement. Wer eher ein staatliches Schulsystem befürwortet, sollte die Finger davon lassen. Wem ein privatwirtschaftliches Bildungssystem lieber ist, der sollte sich sofort anmelden: Schulengel.
gefunden bei Lehrer Online 21.04.2009: Mehr Geld für Bildung - mit einem Klick!