Buch
Der »Schüler-Flüsterer« hypnotisiert SchülerInnen 24.03.2006, 18:50
Ein abgefahrenes Buch, in dem Tricks verraten werden, wie man SchülerInnen durch Mittel der Hypnose zum Zuhören bringen kann.
Über das Buch schreibt der Autor selbst:
Auch ein guter Lehrer kann seine Schüler so an sich binden, dass sie ihm gedanklich folgen wie Küken ihrer Glucke.
Dieses Können beruht schlicht auf Hypnose und wird im Buch systematisiert, aufbereitet und somit erlernbar gemacht.
Der Autor hat nicht nur mehr als 24 Jahre Lehrerfahrung bis hin zum Gymnasium, sondern echte Pädagogen sind für ihn dem Wort-Ursprung nach „Kinder-Führer“ (griech.: pais „Knabe, Kind“; agein „führen“ ).
Ich habe das Buch nicht gelesen. Dennoch drängt sich mir der Verdacht auf, dass das Buch auf einem sehr lehrerzentrierten Unterrichtsprinzip fußt. In der modernen Pädagogik ist die Lehrperson weniger “Führer” für die Kinder als “Lernprozessbegleiter”.
Dennoch klingt das Konzept verführerisch. Einige kleine Tricks, und selbst die derbste 8. Klasse hängt mir an den Lippen? Das wäre die Investition von 29,90 Euro für 412 Seiten definitiv wert. Vor dem Kauf des Buchs “Die Schüler-Flüsterer” lohnt sich ein Blick in die Leseproben:
In der ersten Leseprobe wird das Prinzip dargelegt: Der Schülerflüsterer spricht in zwei Sprachen - neben den Inhalten, die er durch seine Worte übermittelt, erreicht er das Unterbewusstsein der Schüler/innen und manipuliert sie so. Leider gilt das nicht uneingeschränkt:
Diese Fähigkeit des Zuhörens hat aber eine Grenze: Die Akustik. Wenn es zB. in einer Klasse so laut ist, dass man auf hinteren Plätzen kein Wort mehr versteht, kann auch das Unterbewusstsein da hinten nichts mehr verstehen.
Das ist natürlich ein erster Rückschlag: Ist die Klasse laut, funktioniert der Hypnosetrick nicht. Er funktioniert nur, wenn alle zuhören - und dann brauche ich ihn eigentlich nicht wirklich.
Die zweite Leseprobe nimmt einem dann die Zweifel: Das Buch ist wahrscheinlich keine 2,995 Euro wert. Denn hier ist Nadine, die nichts kapiert. Auf einen kleinen Lehrervortrag (der hypnotisch mit "Bleib locker!" beginnt), hängt die Klasse an seinen Lippen und "schauen nach Lösung flehend drein", während der Schülerflüsterer die Schüler/innen hypnotisch in ihre Kindheit zurückversetzt ("Stellt Euch vor, ... wie es war, ... als ihr das erste Mal auf einem Fahrrad saßt, ... oder auf einem Roller, ... als ihr etwas ganz Neues lerntet, ...").
In normalen Hauptschulklassen fliegen einem spätestens hier die Apfelbutzen um die Ohren. Dass wohl alles erfunden ist, erkennen wir hier:
Ungefähr einen Monat später, nach einer Zeit viel anstrengenden Unterrichts [Matheunterrichts, wohl gemerkt!], kam Nadine in der Pause daher und erklärte lauthals: “Ich habe gestern Abend zum ersten Mal verstanden, was die in den Nachrichten sagen. Das war für mich früher nur irgendwelches hochtrabendes Gequatsche.”
In einem Monat Matheunterricht wird aus Nadine eine besessene tagesschau-Versteherin! Der Mann kann offensichtlich wirklich was. So wie der Autor selbst, der neben der Schülerflüsterei auch Immobilien verkauft, Stepper verkauft, Tisch-Schirme verkauft, Hotelzimmer vermietet und im Nebenberuf auch noch Kfz-Pfandleiher ist. Das steht auf den Seiten, die er unter den Leseproben textlos angelinkt hat - Pagerank erhöhen, is klar.
Dabei wäre es mit Hypnose doch sicher auch gegangen.