Arbeitsblatt, Tafelbild, Verlaufsplan
»Ich bin schwanger« - Unterrichtsvorschlag zu ‘Agnes’ von Peter Stamm 20.01.2013, 18:53
Ein Unterrichtsvorschlag zu Kapitel 19 in 'Agnes' von Peter Stamm: Kopiervorlage für ein Arbeitsblatt, Tafelbild, Verlaufsplan für die Unterrichtsstunde inkl. relevanter Zitate.
Diese Unterrichtsplanung wurde entwickelt und getestet von Db (JKG Bruchsal) - Danke!
Die verwendete Ausgabe: Fischer Taschenbuch, 2. Aufl. August 2009. Wer eine andere Ausgabe verwendet, kann die Seitenzahlen mit dem Lehrerfreund-Seitenzahlenrechner komfortabel umrechnen. Verwenden Sie dazu diese Werte: Start des Textes - S. 9, Ende des Textes - S. 153.
Dieser Unterrichtsvorschlag befasst sich mit Kapitel 19 aus Peter Stamm: "Agnes", S. 89, Zeile 8 ("Dann sagte Agnes ...") bis Zeile 28 ("Nicht wirklich."). Der Textausschnitt sollte den Schüler/innen vorliegen (s.u.).
Zeitbedarf: 1 Stunde
Material: Vorbereitete Text-Streifen (PDF-Arbeitsblatt in gewünschter Anzahl ausdrucken und zerschneiden, nach Möglichkeit für Jungen und Mädchen in unterschiedlichen Farben, s.u.); Textauszug (S. 89) auf Folie
Einstieg
Einstieg ohne jeden Verweis auf die Lektüre, direkt mit der mündlich gestellten Arbeitsanweisung:
Nehmt einen Stift und versetzt Euch in die Situation, die Ihr gleich auf dem Zettel lest.
Notiert dann still darauf die ersten Gedanken, die Euch dazu in den Kopf kommen.
Vorbereitete Zettel umgedreht verteilen, erst aufdecken lassen, wenn alle einen haben. Jeder Junge bekommt einen Streifen mit »Deine Freundin sagt zu Dir: „Ich bin schwanger."«, jedes Mädchen einen Streifen mit »Deine Ärztin sagt zu Dir: "Sie sind schwanger."«
Dazu das PDF (s.o.) auf farbigem Papier ausdrucken, z.B. für die Mädchen gelb, die Jungen blau.
Nach einer Weile die beschriebenen Streifen kommentarlos einsammeln, mischen - und umgekehrt austeilen, die Mädchen bekommen die blauen Jungen-Notizen, die Jungen die gelben Mädchen-Notizen (wenn es nicht aufgeht, notfalls zu zweit einen, überschüssige dann beiseite legen. Jede_r bekommt unbedingt einen des anderen Geschlechts.).
Diesen Schritt nicht ankündigen!
Diskussion
Eine Diskussion beginnt vermutlich automatisch. Manche Meinungen können hart sein: "Abtreiben!" - "Ist es überhaupt von mir", manche feinfühlig: "ich übernehme die Verantwortung", "wie sagen wir es den Eltern" usw.
Da man ja nicht unbedingt seine eigene Meinung darlegen muss, sondern die eines anderen Geschlechts betrachten kann, sollte trotz des sehr persönlich treffenden Themas recht offenes Äußern möglich sein.
Mögliche Zusammenfassung an der Tafel:
"Ich bin schwanger."
Leben <---> Tod
Freude <---> Erschütterung
Verantwortung <---> Flucht
Mögliche Handlungsalternativen:
Familie - allein erziehend - Adoptionsfreigabe - Abtreibung
Textarbeit
Schrittweise wird betrachtet, wie es Agnes und dem Ich-Erzähler in dieser Situation ergeht und wie sie sich verhalten: Textausschnitt S. 89 auf Folie
Zuerst nur Z. 8-9 aufdecken: Agnes‘ plötzliche Ankündigung
- Agnes hat sich für das Kind entschieden ("Ich kriege…" 8f) und setzt das wohl auch beim Ich-Erzähler voraus
- "Freust du dich?" 9 ist wohl eher rhetorisch/hoffend, 'wer kann dazu schon nein sagen'…
Dann Z. 10-11 aufdecken: Seine Reaktion
- nonverbal: Er schafft Distanz, geht (zunächst nur „in die Küche“ 10)
- „ein Bier“ 10: Alltag, keine Feier, 'Probleme herunterspülen'
Weiter Z. 11-17:
- ihre Unruhe „spielte mit einem Kugelschreiber“ 12
- seine körperliche Distanz „ohne sie zu berühren“ 13
- Bier s.o., ihr (unbewusstes?) Ignorieren ihres Zustands, zugleich ein Provozieren
- seine erste verbale Reaktion
Weiter Z. 18-27:
- ihr kumpelhaftes Nachbohren 18f
- seine Vorwürfe 20f
- ihre ärztliche/naturwissenschaftliche Rechtfertigung 22f
- dann ihre Emotion: „begann, leise zu weinen“ 26
Und schließlich Z. 27f - Bezug zur von ihm verfassten Geschichte:
- Er vergleicht die Geschichten-Agnes mit der realen Agnes: „»Agnes wird nicht schwanger«, sagte ich. »Das war nicht … “ 27f
- Ersatzprobe für "…" machen lassen: vorgesehen / geschrieben / von mir ausgedacht o.ä. => Leben (im Wortsinn) widerlegt die Fiktion, der (Ich-)Erzähler hat keinen Einfluss
- Bei Bedarf Rückverweis auf „Jetzt war Agnes mein Geschöpf. (...) Ich plante ihre Zukunft wie ein Vater die Zukunft seiner Tochter plant.“ (Seite 62)
- Diese Missachtung durch das Geschöpf (Seite 62) wird mit großem Vorwurf ,bestraft‘: „Du liebst mich nicht. Nicht wirklich.“ 28
Nun kann auf die in der Diskussion entwickelten Handlungsalternativen Bezug genommen werden. Möglicher Arbeitsauftrag:
Stellt Vermutungen an, welche Handlungsalternativen für Agnes und den Ich-Erzähler in Frage kommen (im Tafelbild ggf. ergänzen) und begründet sie am Text.
Mögliche Hausaufgabe:
Kapitel 19 zu Ende lesen, mit dem Ende von Kapitel 21 (S. 99) vergleichen.