Diktat-Tipps
Notenschlüssel für Diktate 28.01.2015, 22:48
Wie erstellt man einen Notenschlüssel für Diktate? Wie werden Wortzahl und Schwierigkeitsgrad des Diktats berücksichtigt? Sie finden hier Beispielnotenschlüssel, Formeln, eine Anleitung zur Erstellung eines Notenschlüssels mit Excel - und natürlich eine Antwort auf die Frage, warum Diktate so schwierig zu bewerten sind.
Benutzen Sie den Fehler-Noten-Rechner des Lehrerfreunds, um sich einen individuellen Fehler-Noten-Schlüssel für Diktate erstellen zu lassen. Sie können eigene Notenskalen definieren (z.B. Schweiz, Österreich, Namibia) und Sockel in beide Richtungen einbauen.
Weiter unten finden Sie mehrere Notenschlüssel, Fehlertabellen und Berechnungsformeln. Bevor Sie sie benutzen, lesen Sie zu Risiken und Nebenwirkungen die folgenden Ausführungen.
Warum Diktate schwierig zu bewerten sind
Diktate sind in Verruf geraten, weil sie weder objektiv noch valide sind:
Wortzahl/Fehlerzahl beim Diktat
Häufig werden beim Diktat die Fehler in Bezug zur Gesamtwortzahl gesetzt, z.B.: "Bei einem Diktat mit 100 Wörtern bekommt man mit 5 Fehlern die Note x." Das ist dann Unfug, wenn mehr Fehler gemacht werden können, als das Diktat Wörter hat (z.B. Zeichensetzungsfehler).
Deshalb wäre die optimale Möglichkeit bei der Bewertung eines Diktats, die Anzahl der möglichen Fehler statt der Gesamtwortzahl zu verwenden. Das geht natürlich nur, wenn man ausschließlich bestimmte Fehlertypen berücksichtigt (z.B. Doppel-s-Schreibung) - aber dann würde man kein "normales" Diktat schreiben, sondern ein Lückendiktat o.ä. Und dann wird der Fehler-Noten-Schlüssel auch wesentlich härter. Stellen Sie sich einen Text vor, in dem zehn Kommas bei Relativsätzen zu setzen sind, und jemand macht dabei fünf Fehler.
Insofern gilt für Diktate: Als Bewertungsgrundlage ist das Verhältnis von Wortzahl zu Fehlerzahl nur sehr eingeschränkt tauglich.
Schwierigkeitsgrad
Der Fehler-Noten-Schlüssel richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad des Diktats. Bei einem sehr schweren Diktat darf man mehr Fehler machen, bei einem sehr leichten natürlich weniger. Wer beim Satz "Das Haus ist groß." zwei Fehler macht, dürfte ein/e schlechtere Rechtschreiber/in sein als diejenige, die beim Satz "Auf der Vliesmatratze ist Mayonnaise." drei Fehler macht.
Allerdings ist es nicht einfach, den Schwierigkeitsgrad eines Diktats zu bestimmen. Hier spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle:
- Wurde das Diktat im Unterricht geübt? (wie oft?)
- Welches Thema wird behandelt (z.B. Großschreibung bei Substantiven vs. Getrennt-Zusammenschreibung)?
- Wie viele (Rechtschreib-)Themen werden im Diktat abgefragt?
- usw.
Diktate sind keine valide Messinstrumente
Validität bedeutet im Fall eines Diktats: Ich messe mit dem Diktat tatsächlich die Rechtschreibleistung. Aber vielleicht sind noch andere Fähigkeiten notwendig, um im Diktat eine gute Note zu schreiben, z.B.
- Stressresistenz - Kinder stehen beim Diktat unter Druck. Wer hier nicht cool bleibt, macht vielleicht Fehler, die er/sie in entspannter Situation nicht machen würde.
- Schreibgeschwindigkeit - Wer außerordentlich langsam schreibt, wird möglicherweise schludern müssen, um den Anschluss zu halten. Natürlich ist es einleuchtend, dass die Lehrer/in ein gewisses Mindestmaß an Schreibgeschwindigkeit erwartet. Aber das Diktat misst dann eben nicht die Rechtschreibleistung, sondern (auch) die Schreibgeschwindigkeit: Die schlechte Note ist (auch) Folge der langsamen Schreibgeschwindigkeit.
- Gedächtnis - Stellen wir uns ein Kind vor, das sich keine zwei Wörter merken kann, aber perfekt rechtschreibt. Es wird in jedem Diktat eine glatte 6 schreiben, weil es sich schlicht die Wörter nicht merken kann. Hier wurde durch das Diktat die Gedächtnisleistung gemessen, nicht aber die Rechtschreibleistung.
-
Diktatbewertung in der Praxis: absolute Fehlerzahl
In der Praxis geht man manchmal von der absoluten Fehlerzahl aus. 0 Fehler geben eine 1, 1-2 Fehler geben eine 2, 3-4 Fehler geben eine 3 usw. Die Idee: Ein "sehr gut"er Rechtschreiber würde in einem Diktat - egal welcher Länge - keinen Fehler machen, ein "gut"er Rechtschreiber höchstens ein bis zwei Fehler.
Ob man diese Argumentation in den eigenen Leistungsbewertungsfundus übernimmt, ist Geschmackssache. Wackelig wird dieses Konzept bei sehr kurzen Texten. Wer in einem 8-Wörter-Diktat mit vier Fehlern noch eine 3 bekommt, kann sich freuen.
Beispielnotenschlüssel für Diktate
Die folgenden Notenschlüssel sind auf Diktate mit 100, 150 oder 200 Wörtern ausgelegt, jeweils in drei Schwierigkeitsstufen: Wird das Diktat als schwer eingestuft, sind mehr Fehler erlaubt. Die Einteilung:
- schweres Diktat: 13% Fehlerquote = 6
- normales Diktat: 10% Fehlerquote = 6
- einfaches Diktat: 8% Fehlerquote = 6
Weiter unten finden Sie Hinweise, wie Sie solche Schlüssel selbst erstellen können.
Laden Sie die neun Notenschlüssel (leicht, normal, schwer jeweils für 100, 150, 200 Wörter) hier als zweiseitiges PDF zum Ausdrucken herunter:
Diktat-Notenschlüssel (PDF)
Schwierigkeitsgrad eines Diktats bei der Notengebung berücksichtigen
In einem schwierigen Diktat "dürfen" mehr Fehler gemacht werden als in einem einfachen. Aus Mangel an Alternativen modellieren wir den Schwierigkeitsgrad eines Diktats über den prozentualen Anteil der Fehler an der Gesamtmenge der Wörter. Dass dieses Vorgehen problematisch sein kann, wurde oben erläutert ("Wortzahl/Fehlerzahl beim Diktat"). Laden Sie sich die Tabelle "Diktatbewertung - Ab wie viel Fehlern gibt es eine 6?" (PDF) als ausdruckbares PDF herunter.
Wir gehen in der folgenden Tabelle davon aus, dass eine "normale" Bewertung für ein durchschnittlich schwieriges Diktat ab 10 Prozent eine ungenügende Note ergibt (jedes zehnte Wort ist falsch geschrieben). Wenn Ihnen das zu soft erscheint, verwenden Sie den Notenschlüssel "hart" oder "sehr hart", wie Sie es bei einem leichten oder sehr leichten Diktat auch tun würden.
Für alle fünf Schwierigkeitsgrade (sehr hart, hart, normal, milde, sehr milde) wurde für unterschiedliche Wortzahlen (20 bis 200 in 5er-Schritten) definiert, ab welcher Fehlerzahl eine "Sechs" vergeben wird. Wenn Sie also ein Diktat mit 83 Wörtern schreiben, nehmen Sie die Zeile mit "85" und suchen die entsprechende Fehlerzahl aus. Wie Sie den Notenschlüssel berechnen, siehe unter dem Bild.
Notenschlüssel für Diktate selbst erstellen
Fehler zählen
Der Bewertungsmaßstab, an dem man ein Diktat messen sollte, kann grundsätzlich so formuliert werden:
Fehleranzahl = 5% der Wörteranzahl: Note 3.5 oder 4
Fehleranzahl = 10% der Wörteranzahl: Note 6
In der Praxis wird pro Wort maximal ein Fehler gegeben, Lärerfroint gibt also wie Lährerfreund oder Lrerfrng genau einen Fehler.
Hörfehler zählen als halber Fehler, sofern grammatikalisch richtig geschrieben wurde und der Sinn derselbe ist (Schüler/in hört statt “Ein Mann liebt seine Katze” - “Ein Kamm liebt seine Glatze”).
Formel für den Notenschlüssel
Wir gehen bei der folgenden Berechnung von einem linearen Notenschlüssel ohne Sockel aus. Wenn Sie einen Sockel einbauen wollen (und bspw. bei einem oder zwei Fehlern noch eine 1,0 geben wollen), dann benutzen Sie den Fehler-Noten-Rechner des Lehrerfreunds, um sich individuell und beliebig Punkte- oder Fehlertabellen zum Ausdrucken ausgeben zu lassen.
Der Notenschlüssel errechnet sich nach folgender Formel:
Note = 1+(5*Fehleranzahl/maxF)
- “Fehleranzahl” = Anzahl der angestrichenen Fehler
- “maxF” = Fehlerzahl, bei der die Note 6 vergeben wird. Sie errechnet sich aus Wortzahl*Prozent. Wenn man sich bspw. an den oben genannten Richtwert hält (Fehlerzahl = 10% der Wortzahl: Note 6), dann ist maxF= Wortzahl * 0,10 (bzw. Wortzahl * 10%).
Im Alltagsbetrieb hat ein Diktat in der Regel nicht mehr als 250-270 Wörter. Verschiedene Beispielschlüssel siehe oben.
Unter verschiedenen Umständen kann man das Diktat härter oder milder bewerten:
- härtere Bewertung: das Diktat wurde vorher geübt, Diktat ist gemessen an der Altersstufe sehr einfach, kein neuer Stoff
- leichtere Bewertung: Klasse soll nicht demotiviert werden, niedriges Klassenniveau, Diktat ist gemessen an der Altersstufe schwer
In solchen Fällen manipulieren Sie die Formel zur Notenberechnung, indem Sie in der Formel an der Variablen maxF drehen:
- Um das Diktat milder zu bewerten, muss der Wert erhöht werden. So könnten Sie z.B. erst bei 12% Fehlerquote eine 6 vergeben - damit wäre maxF=Wortzahl * 0,12.
- Um das Diktat strenger zu bewerten, muss der Wert erniedrigt werden. So könnten Sie z.B. schon bei 8% Fehlerquote eine 6 vergeben - damit wäre maxF=Wortzahl * 0,08
- Die Fehlerquote wird anschaulicher, wenn Sie sich vorstellen, Sie hätten genau 100 Wörter. Eine Fehlerquote von 10% entspräche dann 10 Fehlern, eine Fehlerquote von 12% entspräche 12 Fehlern. Je höher die Fehlerquote in der Notenberechnungsformel, desto besser wird das Diktat ausfallen.
Eine weitere Möglichkeit, den Notenschlüssel zu manipulieren, besteht darin, einen Sockel einzubauen. Das bedeutet, dass die eigentliche Zählung erst nach einer bestimmten Fehlerzahl beginnt. Während bei den oben genannten Formeln schon der erste Fehler eine Verschlechterung der Note bewirkt, führt ein Sockel von 2 Fehlern dazu, dass sich erst der dritte Fehler (und folgende) negativ auf die Note auswirken - mit 2 Fehlern bekommt man also noch eine 1,0. Ein Sockel hat den Vorteil, dass Sie nicht den ganzen Notenschlüssel vereinfachen müssen und trotzdem mild-ausgleichend handeln.
Wenn Sie einen Sockel einbauen wollen, rufen Sie den Fehler-Noten-Rechner des Lehrerfreunds auf, der Ihnen hierbei komfortabel hilft.
Notenschlüssel erstellen mit Excel
Am einfachsten erstellen Sie sich für jedes Diktat mit einer Tabellenkalkulation (z.B. Microsoft Excel) einen eigenen Notenschlüssel. Wie das geht, haben wir in diesem Beitrag beschrieben: Notenschlüssel mit Excel erstellen. Sie müssen lediglich die Formel entsprechend abändern ...
... und dann Autoausfüllen aktivieren (siehe diesen Beitrag Punkt 4):
Benutzen Sie den Fehler-Noten-Rechner des Lehrerfreunds, um sich einen individuellen Fehler-Noten-Schlüssel für Diktate erstellen zu lassen. Sie können eigene Notenskalen definieren (z.B. Schweiz, Österreich, Namibia) und Sockel in beide Richtungen einbauen.