Sinkflug
BRD: 734.350 Kinder in 2009 eingeschult 24.11.2009, 11:21
Zum Schuljahr 2009/2010 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts Deutschland 734.500 Kinder eingeschult. Damit ist die Zahl der Einschulungen zu 1999 um 12% gesunken - und das ist erst der Anfang. Besonders bitter: Jedes 25. Kind beginnt seine Schullaufbahn an einer Förderschule.
Die Zahl der Einschulungen ist zum Vorjahr gerade mal um 1% gesunken. Eine solche minimale Veränderung nach unten dürften wir in den nächsten Jahren angesichts der erwartbaren demographischen Entwicklung nicht mehr so oft erleben (Lehrerfreund 08.11.2009: Bertelsmann-Prognose: Bis 2025 sinken Schülerzahlen um 20%). Vor zehn Jahren wurden noch 12% mehr Kinder eingeschult:
Im Vergleich zu 1999 nahm die Zahl der Einschulungen in Deutschland um 12% ab.Die Zahl der Schulanfängerinnen und -anfänger im früheren Bundesgebiet ging um 16% zurück. Dem stand eine deutliche Zunahme um knapp 12% in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin gegenüber.
Schwankungen zwischen den Bundesländern
Am stärksten ging die Zahl der Schulanfängerinnen und -anfänger in Rheinland-Pfalz (- 7,3%), Hessen (- 4,5%) und Niedersachsen (- 4,0%) zurück. Dagegen stieg die Zahl der ABC-Schützen in Nordrhein-Westfalen stark an (+ 7,3%). Der Zuwachs in Nordrhein-Westfalen resultierte dabei auch daraus, dass der Einschulungsstichtag im Jahr 2009 vom 30. Juni auf den 31. Juli verschoben wurde.
Das Plus im einschulungsreichen NRW (179.810 Einschulungen in 2009) ist mit verantwortlich dafür, dass sich für das gesamte Bundesgebiet nur eine kleine Veränderung nach unten zeigt - wäre in NRW der Stichtag für die Einschulung nicht verändert worden, hätte das den Bundesschnitt um weitere 2% gedrückt.
4% aller Einschulungen in die Förderschule
95% der neuen Erstklässler/innen wurden an regulären Grundschulen eingeschult, 1% an Freien Waldorfschulen, 0.4% an integrierten Gesamtschulen. 26.300 Kinder wurden in Förderschulen (“Sonderschulen”) eingeschult. Damit beginnen knapp 4% aller Erstklässler/innen ihre gesellschaftliche Karriere in einer Schulart, deren Sinn umstritten ist - zuletzt von der Bertelsmann-Stiftung, die das System der Förderschulen heftig kritisiert:
2,6 Milliarden Euro pro Jahr geben die deutschen Bundesländer für zusätzliche Lehrkräfte an Förderschulen aus. Trotzdem bleiben 77 Prozent der Förderschüler ohne Hauptschulabschluss
[...]
Laut der Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm erzielen hingegen Kinder mit besonderem Förderbedarf beim Lernen, die gemeinsam mit Kindern ohne Förderbedarf lernen und leben, im Vergleich deutlich bessere Lern- und Entwicklungsfortschritte. Und auch die Kinder ohne Förderbedarf profitieren vom gemeinsamen Unterricht, indem sie höhere soziale Kompetenzen entwickeln - ohne dass sich ihre fachbezogenen Schulleistungen von den Leistungen in anderen Klassen unterscheiden.
“Alle Kinder brauchen für ihre Entwicklung und die Entfaltung ihres Potenzials Kontakt zu anderen Kindern und gleichaltrigen Vorbildern - egal ob sie Lernschwierigkeiten haben oder keine”, schließt Dr. Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung: “Ein weitgehend inklusives Schulsystem mit einer bestmöglichen Förderung für jedes einzelne Kind sollte daher das Leitbild für die Bildungspolitik sein.”
[...]
Im internationalen Vergleich beschreitet Deutschland mit seinem hoch differenzierten Förderschulsystem einen Sonderweg. Während in Ländern wie Italien, Spanien oder in Skandinavien fast alle Kinder mit Förderbedarf in allgemeinen Schulen unterrichtet werden, erhalten in Deutschland nur 15 Prozent einen solchen inklusiven Unterricht.
Bertelsmann-Stiftung 12.11.2009: Förderschulen: Hoher Finanzbedarf, wenig Perspektiven für Schüler
Anzahl der Einschulungen zum Schuljahr 2009/2010
Land
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Anzahl 1)
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Veränderung gegenüber Vorjahr in %
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___________ 1) Vorläufige Ergebnisse; Daten zum Teil geschätzt. 2) Einschließlich Berlin (West und Ost). |
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Baden-Württemberg | 100 000 | - 2,5 |
Bayern | 115 900 | - 1,4 |
Berlin | 26 950 | 0,0 |
Brandenburg | 19 600 | 2,1 |
Bremen | 5 160 | 1,6 |
Hamburg | 14 560 | 2,2 |
Hessen | 52 010 | - 4,5 |
Mecklenburg-Vorpommern | 12 050 | - 3,3 |
Niedersachsen | 73 170 | - 4,0 |
Nordrhein-Westfalen | 179 810 | 7,3 |
Rheinland-Pfalz | 36 630 | - 7,3 |
Saarland | 8 260 | - 2,0 |
Sachsen | 30 820 | - 0,3 |
Sachsen-Anhalt | 16 490 | - 3,5 |
Schleswig-Holstein | 26 270 | - 0,5 |
Thüringen | 16 680 | - 0,4 |
Deutschland | 734 350 | - 0,1 |
Früheres Bundesgebiet | 611 770 | - 0,0 |
Neue Länder 2) | 122 590 | - 0,6 |
Volltext der Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt Deutschland, Pressmitteilung 446 vom 24.11.2006: Zahl der Einschulungen 2009 fast konstant