Kugelschreiber?
Der »Spickstift« 11.11.2005, 09:13
Ein scheinbar normaler Kugelschreiber, der mit unsichtbarer Tinte auf Papier, Haut, Textilien etc. schreibt. An seinem hinteren Ende: ein kleines UV-Lämpchen, das das Geschriebene sichtbar macht. Die Werbekampagne jedoch ist ziemlich daneben.
Die Schweizer Firma “GetaCrack” hat diesen Stift erfunden und bewirbt ihn zusammen mit der österreichischen Handelsagentur Hitzel auf ausgesprochen niveaulose Art und Weise. Das Werkzeug war in einigen Landstrichen Deutschlands sofort ausverkauft, so dass die Firma jetzt “rechtzeitig von Weihnachten” nachgelegt hat. Der Stift kostet maßlos überteuerte 5,95€; schon ab 2€ sind Konkurrenzprodukte erhältlich (siehe unten).
Die Firma wirbt offensiv und liberal:
Spickzettel sind jetzt leicht gemacht!
Ist ja nur ein Stück weißes Papier, Herr Lehrer! Oder man vermerkt die Formel auf der Jeans, die wichtigste Jahreszahlen auf der Haut. Schummeln erhält jetzt eine ganz neue Qualität. Aber Vorsicht, wenn auch die Lehrer von dieser absoluten Top-Neuheit Wind kriegen und sich mit dem Geheimstift wappnen!
Moral des Spickens
Spicken ist - gemessen an sonstigen Vorgängen der Welt - ein minderschweres Vergehen, nichtsdestotrotz ein Betrug, der aus pädagogischen Gründen geahndet werden muss. Wer nichts lernt, sondern nur abschreibt, wird wahrscheinlich auf seinem weiteren Lebensweg weniger Optionen wahrnehmen können als jemand, für den Spicken ein notwendiges Übel ist.
Die Herstellerfirmal GetaCrack propagiert “Spicken” jedoch als legitime, ja “intelligente” Praktik und indoktriniert minderjährige Personen in entsprechender Art und Weise: Durch die Anwendung "moralisch flexibler Praktiken" könne man sich in zahlreichen Lebenssituationen einen Vorteil verschaffen.
Es folgt ein fingiertes Gespräch zwischen einem “Christian” und einem “Michael”; Michael spickt nie und wirkt etwas wie der dümmlich-ehrliche Idiot, während Christian in seiner letzten Äußerung triumphiert: “Den Einser habe ich trotzdem. Und mehr Freizeit außerdem.” (getacrack.com)
Alternativprodukt
Wir finden es nicht verwerflich, dass die Firma einen Spickstift herstellt (unsere Regierungen bauen ja auch Maschinengewehre und Panzer). Wir finden die Marketingstrategie jedoch moralisch infiltrant und ethisch nicht tolerierbar. Wenn Sie das genau so sehen, sollten Sie bei dieser Firma nichts kaufen. Benötigen Sie als SchülerIn oder LehrerIn einen Spickstift mit UV-Lampe, bedienen Sie die (wesentlich preisgünstigere) Konkurrenz, z.B. den Simba Secret Notes für 2,99€ (dabei sind drei Ersatzbatterien) oder den (markenlosen?) “UV-Kugelschreiber” von PlayDeluxe für 1,99€.